Über uns

Wie alles begann

Es war Heilig Abend 2012. Ich war mit den Vorbereitungen für unseren Weihnachtsabend beschäftigt, als mein Bruder Oliver mich anrief, um mir zu sagen, dass er eine Stunde später kommen würde. Er wolle nochmal in das Hospiz, in dem er ehrenamtlich eine Frau mit Demenz betreut, um ihr ein Weihnachtsgeschenk zu bringen.

Ich wunderte mich etwas, da wir unser Zusammentreffen an Weihnachten normalerweise nicht kurz vorher verschieben, erklärte mich aber einverstanden. Als er wenige Stunden später bei mir ankam, strahlte er mich an und sagte, er hätte sein Weihnachtsgeschenk bereits erhalten und bräuchte nichts mehr.

Das machte mich natürlich neugierig und anstatt das überfällige Abendessen zu beginnen, hörte ich mir erst einmal an, was er erlebt hatte. Frau W., die an fortgeschrittener Demenz litt und die Oliver seit einigen Wochen regelmäßig besuchte, um sich intensiv mit ihr zu beschäftigen, konnte schon längere Zeit weder ihre Angehörigen noch andere Menschen erkennen. Als Oliver an diesem Abend das Foyer des Altersheims betrat, in dem Frau W. wohnte, fand dort eine kleine Weihnachtsfeier statt.

Die Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung hatten sich dort zusammen gefunden. Frau W. stand einige Meter von Oliver entfernt, als er den Eingangsbereich betrat. Instinktiv winkte er ihr zu und war wie vom Donner gerührt, als sie ihm zurück winkte. Sie schien ihn erkannt zu haben.

Oliver war völlig berührt und begeistert, von dieser Situation. Ich wollte aber natürlich auch wissen, was er ihr denn geschenkt hätte. Ein Bilderbuch für Kinder, in dem heimische und exotische Tiere abgebildet seien, sagte er. “Ein Kinderbuch?” fragte ich. “Ja”.

“Wieso schenkst du einer erwachsenen Frau ein Kinderbuch”? Mein Ton wurde leicht vorwurfsvoll. “Ich habe überall gesucht, in Buchhandlungen, im Internet, habe Kollegen gefragt. Es gibt Bücher über Demenz und Vorlesebücher. In Buchhandlungen empfahl man mir Liederbücher oder Reime. Beides wollte ich nicht haben. Es gibt keine Bücher für Menschen mit Demenz, die sie selber anschauen können.” “Dann machen wir das!” War meine sponatane Reaktion. Endlich konnten wir uns zum Essen zusammen setzen. Die Bescherung war an diesem Abend nur noch Nebensache. Unsere Buchidee war geboren!